![]() |
Das Hauptwerk-System |
![]() |
Die Hard- und Software-Komponenten eines spielbereites Hauptwerksystems sind in der Zeichnung
bei einer einmamualigen Anordnung zusammengestellt. Das Hauptwerk-Programm und die zugehörigen Instrumenten-Samples befinden
sich natürlich als Dateien im Rechner auf der Festplatte oder der SSD. Sie enthalten Instrumente wie Orgel, Cembalo
oder auch anderer realer Klangerzeuger als virtuelles Abbild und werden - und das ist die konstruktive Besonderheit der Software -
nicht bei Tastendruck von der Festplatte oder einer Solid State Disk "gestreamt"s, sondern aus dem (weitaus schneller reagierenden)
Hauptspeicher des Computers abgerufen. So vermeidet man eine unnatürliche Verzögerung zwischen Spiel und Ertönen des Klangs (Latenz). An den Computer, der ja der zentrale Gastgeber (Host) für das System ist, werden noch weitere auf Hauptwerk bezogene Forderungen gestellt, so dass man davon ausgehen kann, dass ein für Standard-Büroarbeiten oder selbst für Gaming-Zwecke ausgelegter Rechner sich nicht immer für Hauptwerk eignet. Wie seine optimale Ausstattung aussieht, lässt sich im Detail auf den ständig aktualisierten Seiten der englischen pdf-Datei "Prerequisites" (Voraussetzungen für den Betrieb) mit der Web-Adresse https://www.hauptwerk.com/support/documentation/ nachlesen. Die auf der Hauptseite angegebenen Distributoren in Deutschland bieten passende Computer in mehreren Ausführungen an, die sich hauptsächlich nach der Größe der zu spielenden Orgel mit ihrem Pfeifenmaterial richtet. Sie verfügen mittlerweile über beträchtliche Erfahrungen, was die gesamte Skala möglicher Rechner für die Apple- und die PC-Plattform anbetrifft. Wer über spezielle Kenntnisse für den Zusammenbau eines Rechners verfügt, kann diese nach den detaillierten Angaben in den Prerequisites selbstverständlich auch tun. Dies bezieht sich auf einen Windows-Computer, für den es einzelnen Komponenten frei erhältlich gibt. |
Wenn man einen neuen Rechner anschafft, dürfte die erste und wesentlichste Frage sein, ob es
ein Mac von Apple oder ein Windows-PC sein soll. Hauptwerk lief von jeher auf dem PC; eine Portierung auf den Mac gibt es seit 2006.
Milan Digital Audio ist von Mac OS X und der aktuellen Serie von Macs so beeindruckt, dass man überzeugt ist, sie bildet die
ideale Plattform für Hauptwerk, weil sie von Haus aus einige Eigenschaften mitbringt, die man bei einem PC erst konfigurieren muss.
Das ist jedoch kein Qualitätsurteil - mit Rechnern beider Plattformen lassen sich hervorragende Resultate erzielen.
Die Hauptkriterien für einen Rechner, der in der Lage sein soll, viele Tausend Pfeifensamples
abrufbereit auf Tastendruck zu liefern (über 32000 sind möglich), sind zum Einen die Größe des Hauptspeichers (RAM). Wenn man
größere Orgeln spielen möchte, sollte er nicht unter 16GByte Kapaziät haben oder ihn - noch zukunftssicherer - gleich mit 32 GByte
oder sogar mehr bestücken. Damit ein solcher Datenstrom ohne Stocken verarbeitet werden kann, ist zum Anderen ein schneller
Hauptprozessor (CPU) erforderlich. In diese Hinsicht sind Mehrkernausführungen die geeignete Wahl. Beide Eigenschaften
zusammen stellen die notwendige Polyphonie sicher - d. h. die Anzahl der gleichzeitig erklingenden Pfeifensamples
einschließlich des bei einigen Orgeln vorhandenen Nachhalls. In den Prerequisites sind auch Minimaldaten für kleiner Orgeln angegeben.
Wie jede reale Orgel kann auch ein Hauptwerksystem mit einem oder mehreren Manualen (Keyboards)
und wahlweise mit einem Pedal bestückt werden. Sie alle erzeugen spezielle Kommandos, die im Rechner die entsprechenden
Samples und andere orgeltypischen Einstellungen der Register abrufen. Im Rechner wiederum wird eine auf Musikinstrumente
ausgerichtete Schnittstelle (Musical Instruments Digital Interface, MIDI) installiert, die ihren digitalen Steuersignale an
die Software weiterleitet. Ergänzt man ein Manual oder mehrere von ihnen mit Registerschaltern und weiteren Spielhilfen,
so entsteht ein Spieltisch ähnlich dem einer realen Orgel. Wer für das Spielvergnügen eine solche Ausstattung nicht benötigt,
betätigt die Register auf einem berührungsempfindlichen Bildschirm. Für einen lebendigen Spieleindruck empfiehlt es sich
allerdings, die umfangreich programmierbaren Spielhilfen in Hauptwerk zu nutzen und zusätzlich wenigstens einige (reale)
Setzer z. B. als Fuß-Pistons einzurichten, die schnelle Registerwechsel per Fortschalt-Sequenzer (Stepper) erlauben.
Die Einweg-Kommunikation vom Rechner zu Manualen/Pedal oder Spieltisch wird durch eine weiteren
Steuerungsweg ergänzt: Er macht den Rechner zu einem umfangreichen Erzeuger von MIDI-Befehlen unterschiedlichster Art.
Sie dienen nicht nur Aktivierung und Rückstellung von Registerschaltern auf dem Spieltisch, die ihren Status durch Wechsel
der Beleuchtung signalisieren können; andere MIDI-Kommandos lassen sich zur Ansteuerung von alphanumerischen Anzeigen heranziehen.
Nutzt man alle diese Optionen, so ist ein Orgelsystem verwirklichbar, bei dem kein Rechner mehr in Erscheinung tritt.
Er kann dann z. B. verdeckt im Spieltisch untergebracht sein. Für die Einrichtung eines solchen komfortablen Hauptwerksystems
sind MIDI-Kenntnisse nicht nötig. Mittels der Funktion "Auto Detect" kann die Software Bildschirmdarstellungen und reale
Bedienungselemente mit einem Mausklick verbinden.
Die Audioseite setzt schließlich die abgerufenen digitalen Sample-Dateien in hörbare Töne um.
Es lohnt sich hier, nicht an dem dafür notwendigen Digital/Analog-Konverter zu sparen, denn er bestimmt unmittelbar die
erreichbare Klangqualität. Selten genügen die eingebauten Sound-Ausgänge von Rechnern für anspruchsvolle Wiedergabe vieler
Register. Auch hier gibt die Auflistung von Audio-Interfaces in den Prerequisites ein aktuelle Hilfe für die Auswahl unter
professionellen Systemen. Am analogen Ausgang kann für den Anfang ein guter Kopfhörer genügen; hat man eine größere Anzahl
von Zuhörern zu beschallen sind Studiolautsprecher die geeignete Wahl, zumal es immer mehr Sample-Sätze gibt, die für
Mehrkanalwiedergabe eingerichtet sind. Sie ist unübertroffen, um ein ein überzeugend vorbildgetreues Klangbild erreichen,
das nicht an der Stereobasis festklebt, sondern die die Verteilung der Pfeifen in den Werken deutlich höher auflöst und einen
transparenten räumlichen Eindruck vermittelt. Die systemeigene Nachhallerzeugung kann hier noch deutlich weiteren Realismus hinzufügen.
Noch ein Wort zum Abschluss: Hauptwerk ist als Software von Änderungen und Entwicklungen
anderer externer Produkte wie Betriebssystem, aber auch Fortschritten bei Audio-Hardware abhängig. Es ist daher sinnvoll,
die Informationen auf den originalen Hauptwerkseiten öfters durchzusehen. Aber nicht nur dies: Die drei deutschen
Distributoren bieten jeder für sich eine umfangreiche Palette an Rechnern, Spieltischen, Sample-Sätzen und vieles mehr
rund um das Hauptwerksystem an.